Es ist Sommer 2006. Am 13. Mai verlor der FC Basel in letzter Sekunde den Meistertitel an den Erzrivalen FC Zürich. Eine Tragödie für jeden FCB-Fan. Traurige Gesichter im St. Jakob-Park waren zu erblicken. Doch einige gaben sich mit blosser Trauer nicht zufrieden und machten ihrem Frust mit Ausschreitungen auf dem Fussballfeld Luft. Die Bilder dieser "Schlacht" werden uns noch lange in schlechter Erinnerung bleiben. Die Folgen dieser wüsten Auseinandersetzung zwischen Fans, Fussballern und Polizisten waren Verfahren seitens des Fussballverbandes gegen den FC Basel. Das Sicherheitskonzept musste total neu überdacht und organisiert werden.
Doch leider vergass man dabei, auf die Stimme der wohlgesinnten Fans zu hören und die Erfahrung des Fanprojektes einfliessen zu lassen. Es kam zu unverständlichen Massnahmen wie Fahnenregistration, Fanregistration, verschärfter Eingangskontrollen, Rucksack- und Handtaschenverbot sowie schärferer Überwachung bei Auswärtsspielen, kurz: es wurde einem schwer gemacht den FC Basel so zu unterstützen wie das die Fans der Muttenzerkurve in den letzten Jahren immer wieder so hervorragend getan haben. Wer sich nicht registrierte durfte nicht mehr in den Sektor D, die Muttenzerkurve.
So kam es, dass einige Fans den Spielen im St. Jakob-Park fernblieben. Doch wie überbrückt man die fussballlose Zeit? Wann kann man wieder das Stadion betreten ohne sich wie ein Schwerverbrecher vorkommen zu müssen? Eine Alternative musste her.
Einen anderen Verein der Super League unterstützen? Kam nicht nicht in Frage. Ausweichen auf den FC Concordia? Nein, zu diesem Club hatten wir zu wenig Beziehung. Doch weshalb in die Ferne schweifen wenn das Gute so nah liegt? Der FC Allschwil spielt die Saison 06/07 in der 3. Liga. Gegner in dieser Spielklasse sind solch "illustre" Vereine wie der FC Dardania, der FC Birlik oder der FC Ferad. Auch zahlreiche zweite Mannschaften treten in dieser Meisterschaft an, Topshots gibt es jedoch keine.
Der Tag der Wahrheit kam am 26. Juli 2006. Der FC Allschwil trat in einem Vorbereitungsspiel gegen den FC Zeiningen an. Wir setzten uns ins Auto, fuhren in den Aargau und erlebten einen echten Kukturschock! Neben dem Feld ein Bächlein, auf der anderen Seite leicht erhöht die Strasse. Zuschauer gab es keine 10, alle kamen aus Allschwil. Spielerfreundinnen mit Familie und wir. Totenstille auf dem Spielfeld, man hörte die Grillen zirpen an diesem angenehmen Sommerabend. Der FC Allschwil gewann dieses Spiel unter grossem Kampf mit 2 zu 1 und die Atmosphäre war so speziell dass wir uns sagten "jawohl, das ist unsere Alternative".
Fortan ging es an die Vorbereitungsspiele, wann immer es die Zeit erlaubte und bald stand die Meisterschaft wieder auf dem Plan. Das Spiel gegen den FC Birlik war wegweisend, von da an hatten wir unsere Fahnen dabei welche in schlichtem Rot und Blau gehalten sind. Bis vor kurzem noch für den FCB im Einsatz, wurden die Fahnen nun für die Hobbykicker aus Schwellheim geschwungen. Und bis zum heutigen Tag haben wir das nie bereut. Zwar wird einem kein Champions League-Fussball geboten in den Niederungen des Schweizer Fussballs, doch sieht man es den Spielern an jedem Sonntag morgen an dass sie mit Freude aufs Feld gehen und für die 3 Punkte kämpfen. Eine Selbstverständlichkeit, welche man bei dem einen oder anderen Profispieler leider manchmal vermisst. Und so kam es, dass die Deppenontour von nun an die erste Mannschaft des FC Allschwil unterstützen, sei es bei Heimspielen auf dem Gartenhof, bei Auswärtsspielen in Gelterkinden oder Riehen, oder auf der neuen Sportanlage im Brüel, und mit der Zeit konnte man immer mehr Freunde und Bekannte für den Dorffussball begeistern. Die Fangemeinde ist am wachsen und ein Ende ist zurzeit nicht absehbar. Eine richtige Begeisterungswelle erfasst den FC Allschwil.
Die Situation um den FC Basel hat sich unterdessen wieder beruhigt, es ist keine Registration der Personalien oder der Fahne mehr nötig, um ein Spiel besuchen zu können. So enstand die Situation, dass wir an einem Wochenende zweimal sehr unterhaltsamen Fussball zu sehen bekommen. Einmal im St. Jakob-Park, wo Stimmung und Qualität in der Schweiz wohl unerreicht bleiben und einmal auf den Fussballplätzen der Region, wo die Herzlichkeit immer noch oberste Priorität hat und man nach dem Spiel im Clubhaus zusammen gemütlich ein Bier trinken kann.